Erdölverbrauch steigt weiter

Immer höherer Kraftstoffverbrauch der deutschen Autos
Der Kraftstoffverbrauch von Pkws in Deutschland lag im Jahr 2017 bei 46,8 Millionen Kubikmeter um über 6 % höher als noch im Jahr 2010 als der Wert noch bei 43,9 Millionen Kubikmeter lag. (1.000 Liter = 1 Kubikmeter) https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/kraftstoffe (eingesehen 17.7.2019)
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt 53,7 Millionen Tonnen Kraftstoff verbraucht. Die Aufteilung auf die wichtigsten Kraftstoffarten für das Gesamtjahr stellt sich wie folgt dar:
- Ottokraftstoff (Benzin): 16,9 Millionen Tonnen
- Dieselkraftstoff: 31,9 Millionen Tonnen
Eine Trendwende zum Besseren ist nicht erkennbar. Trotz zahlreicher Konferenzen, vieler Absichtserklärungen zum Umweltschutz, zu Energieeinsparung und Klimaschutz ist der Kraftstoffverbrauch im Straßenverkehr weiter angestiegen.
Endenergieverbrauch im Verkehrssektor – keine Minderung trotz viel Gerede
Obige Darstellung zeigt (schwarze Säule) , dass der Mineralölverbrauch des Verkehrs in 2022 so hoch ist wie in 1990. Es gab viel Absichtserklärungen, Zielsetzungen und Gerade, aber keine Minderung des Ölverbrauchs. Der Verkehrssektor stellt weiterhin eine große ökologische Belastung dar. Eine Trendumkehr in Richtung der Erreichung der Klimaziele ist nicht erkennbar.
Immer mehr Emissionen durch den Verkehr in der EU
Der Verkehrssektor zählt zu den Hauptverursachern für Treibhausgasemissionen. Dabei ist der höchste Anteil der Emissionen im Verkehr auf den Straßenverkehr und hier insbesondere auf den PKW-Verkehr zurückzuführen.
Transport is Europe’s biggest source of CO2, responsible for the emission of over a quarter of all greenhouse gases. Transport emissions have increased by a quarter since 1990 and are continuing to rise with 2017 oil consumption in the EU increasing at its fastest pace since 2001.
https://euagenda.eu/publications/co2-emissions-from-cars-the-facts
Abgase, Lärm und Emissionen
Externe Kosten des Autos sind von der Allgemeinheit zu tragende Kosten. Der Pkw-Verkehr bringt externe Kosten, insbesondere im Bereich Umweltverschmutzung und Unfallfolgekosten, mit sich.
Der Betrieb von Verbrennungsmotoren in Autos führt zu Schadstoffemissionen, insbesondere zu CO2-Ausstoß, der erheblich zum Treibhauseffekt und zur Klimaerwärmung beiträgt. Gerade in Städten und Ballungsräumen nehmen die Abgase gesundheitsschädigende Ausmaße an (Smog, Feinstaub). Auch der von Autos verursachte Straßenlärm schädigt die Gesundheit. (https://de.wikipedia.org/wiki/Automobil)
Seit 1990 ist im Verkehrssektor eine Zunahme der Treibhausgase um rund 42% zu verzeichnen. Pandemiebedingt kam es von 2019 auf 2020 zu einer Treibhausgasabnahme im Verkehrssektor (-14%). Von 2020 auf 2021 sind die Emissionen wieder um rund 4 % gestiegen, seitdem sind die Emissionen jährlich gesunken. https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/mobilitaet/mobilitaetsdaten/verkehr-treibhausgase
Der Straßenverkehr ist seit langem die dominierende Lärmquelle in Deutschland. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung fühlt sich durch Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt. Der von KFZ ausgehenden Geräusche sind hauptsächlich Antriebsgeräusche (Motor sowie Ansaug- und Abgastrakt, Getriebe) und das Reifen-Fahrbahn-Geräusch.
Die beiden häufigsten Todesursachen in entwickelten Ländern sind in dieser Reihenfolge: Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Schlaganfälle. Und ständiger Stress durch Lärm von Autos und Lastwagen verursacht beides.
Die Besteuerung des Autos deckt die Schäden nicht. Vermutlich wollen die wenigsten Autofahrer ihre Mitmenschen schädigen. Doch tun sie es. Sie verpesten die Luft, machen Lärm, verbrennen nur einmal vorhandene natürliche Ressourcen. Der Autofahrer sagt: Ich zahle doch Steuern, KFZ-Steuer, Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer. Gut und recht, aber die Schädigungen an den Mitmenschen bleiben. Sie werden nicht adäquat entschädigt.
„Denn diese Masse zu bewegen,
Dass über Strassen sie mag fegen,
Braucht ungeheuer viel an Kraft.
Was ist die Hinterlassenschaft?
Nur Abgas, Auspuff, Russ, Gestank,
Die machen Mensch und Tiere krank;
Ja bringen Pflanzen auch Verderben:
Robuste Bäume gar zum Sterben.“
Freimund Biederwacker: Vom folgenschweren Autowahn, 23f.
Fazit
Wie könnte eine Lösung des privaten Pkw-Verkehrs aussehen? Wir bräuchten kleinere leichtere Fahrzeuge, von denen keines schneller als 120 Stundenkilometer pro Stunde fahren kann. Sie kämen mit deutlich weniger Energie aus und wären leiser. Und es dürfte nur weniger Fahrzeuge als heute geben.
Appiah, Kwame Anthony: Eine Frage der Ehre: oder Wie es zu moralischen Revolutionen kommt, C.H.Beck, 2011
Unter einer moralischen Revolution versteht Appiah einen großen Wandel innerhalb kurzer Zeit. Dabei ändert sich nur das moralische Empfinden, sondern auch das moralische Verhaltens (Seite 10). Nach einer moralischen Revolution erscheinen Dinge in einem neuen Licht. Im Rückblick fragen sich dann Menschen: „Was haben wir da nur gedacht? Wie konnten wir das all die Jahre tun?“ In seinem Buch untersucht Appiah drei dieser moralischen Revolutionen: Das Ende des Duells, die Aufgabe des Füßebindens in China, die Abschaffung der atlantischen Sklaverei.
Appiah fiel bei seiner Untersuchung auf, dass die Argumente gegen die – unmoralischen und später verworfenen Praktiken – schon früher bekannt waren. Die Erkenntnisse waren also nicht neu. Was sich änderte, war die Bereitschaft nach den moralischen Argumenten zu leben (Seite 176). Beim Autofahren fehlt diese Bereitschaft noch. Die Schädlichkeit des Autos ist seit Jahren bekannt, umfangreich wissenschaftlich untersucht und dokumentiert, trotzdem wird der motorisierte Individualverkehr in wachsendem Maße weiter praktiziert .
Nach einer moralischen Revolution stellen sich Menschen Fragen wie: „Was haben wir uns nur gedacht?“ Oder jemand wird gefragt: „Wie konntet Ihr nur?“
- Wie konnten wir bloß die Homosexualität zu einem Straftatbestand machen?
- Wie konnten wir Frauen nur das Wahlrecht verweigern?
- Wie konnten wir nur die Prügelstraße zulassen?
- Wie konnten wir bloß Tiere zu Millionen in Tierfabriken halten?
Eines Tages werden die Menschen nicht nur diese alten Praktiken für falsch halten, sie werden auch glauben, dass sie etwas Schädliches an sich hatten. Sie werden sich für die alten Praktiken schämen. Nach zukünftigen Revolutionen werden sich Menschen fragen:
- Wie konnten wir bloß zulassen, dass tausende Menschen jedes Jahr im Straßenverkehr starben?
- Wie konnten wir bloß durch exzessives Autofahren die natürlichen Ressourcen verschwenden?
- Wie konnten wir bloß durch unsere Autos die Klimakatastrophe herbeiführen?
- Wie konnten wir bloß durch völlig überdimensionierte Autos die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder gefährden?
Wie sollen wir von der Welt geachtet werden, wenn wir solche schrecklichen Dinge tun?