„Es gibt kein Menschenrecht auf Autofahren.“


“Ich will kein Geld, ich will kein Auto, ich will einfach nur eine funktionierende Buslinie, verdammt.” Kelly Wilton, Detroit, Michigan, Fabrikarbeiterin


“Was ist das größte Verkehrsproblem unserer Zeit?” “Dummheit.”  (Professor Hermann Knoflache, Wien)


Die Zeit, 22. Oktober 2020, Seite 2 („Fridays for Future hätte mich angezogen.” Wie radikal darf Politik sein? Und können Kompromisse den Klimawandel stoppen? Ein Gespräch mit dem einstigen Straßenkämpfer und späteren Realo und Außenminister Joschka Fischer)

ZEIT: Wir haben ein Zitat von Ihnen mitgebracht, von 1985: »Um das Auto herum gruppiert sich ein ganzes Gesellschaftsbild, eine bestimmte Art zu leben, zu arbeiten. Die muss man ändern.« Seitdem sind es immer mehr Autos geworden.

Fischer: Ja! Und warum? Wegen einer Verschwörung der Automobilindustrie oder weil sie ein  Bedürfnis gedeckt hat, das offensichtlich massenhaft und global vorhanden ist?

ZEIT: Hat dieses Bedürfnis dann am Ende mehr recht als Ihre Worte von damals?

Fischer: Nein, nein, nein! Es zeigt nur die Größe der Aufgabe. Durch die Massenmotorisierung Chinas hat unser Land prächtig gelebt, unser Wohlstand ist dadurch stark gestiegen – zulasten des Weltklimas. Und diesem Konflikt entkommen Sie nicht durch Radikalität. Sondern nur durch das mühselige Beackern der Ebene, der langen Distanz.

ZEIT: Bloß, je länger man wartet mit den Maßnahmen gegen die CO2-Emissionen, desto höher steigt die Kurve der Emissionen, desto drastischer müssen die Maßnahmen sein, desto weniger demokratisch.

Fischer: Das ist ein sehr starkes Argument, auf das ich Ihnen keine Antwort geben kann, außer die Frage: Was wäre die Alternative?


„Der Autofahrer unterscheidet sich vom Menschen wesentlich mehr als jedes Insekt.   Denn: Kein Insekt ruiniere den Lebensraum seiner Nachfahren. Der Grund: Das Auto hat die Kontrolle über das Stammhirn übernommen.” Verkehrsexperte Hermann Knoflacher

“Das Auto ist Glaubenssache, eine Religion. Welcher Fundamentalist wird nicht wütend, wenn man seine Religion  in Frage stellt.”


Einzelne können das Klimaproblem nicht lösen, sondern nur die Politik. Warum diese Schwierigkeiten hat, das Problem zu lösen, liegt am Anreizsystem in unserer Demokratie. Die Wähler wollen Vorteile für sich jetzt und heute; Politiker wollen gewählt werden. So erklären beide, die besten Absichten zu haben, sind sich aber insgeheim einig, die Lösung des Klimaproblems in die Zukunft zu verschieben – und weiter große Autos zu fahren.


“Tod dem Verbrennungsmotor”, Wolf Schneider in der “Süddeutschen Zeitung”, 1966


„Die Menschheit ist dabei mit dem Auto ihr eigenes Grab zu schaufeln.”


“Wussten Sie schon, dass das Verkehrssystem Automobil in der Summe aller Arbeitszeitaufwendungen und Zeiterträge keinerlei Beschleunigung über die Gehgeschwindigkeit des Menschen bringt, ja dass es uns sogar verlangsamt? Wir gewinnen durch das Auto keine Zeit, wir verlieren welche. ” (Egbert Scheunemann, 1997)


“Aber das Verkehrsmittel trennt die Menschen auch physisch. Die Eisenbahn wurde durch Autos abgelöst. … Die Menschen reisen streng voneinander isoliert auf Gummireifen.” (Adorno / Horkheimer. Dialektik der Aufklärung, 1944, S. 218)


„Der Soziologe Peter Marris stellte in den 1970er Jahren die Theorie auf, dass Menschen, die sich von ihrem lieb gewonnen Weltbild verabschieden müssen, echte Trauer empfinden, ähnlich wie beim Verlust eines Angehörigen.“ Geo, Februar 2010, S. 59


Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen
Und schrien sich zu ihre Erfahrungen,
Wie man schneller sägen könnte, und fuhren
Mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen,
Schüttelten die Köpfe beim Sägen und
Sägten weiter. (Bertolt Brecht)


Stockmann: „… Ihr verpestet am Ende das ganze Land; Ihr bringt es dahin, daß das ganze Land den Untergang verdient. Und kommt es so weit, dann sage ich aus voller, innerster Überzeugung: möge das ganze Land zugrunde gehen; möge das ganze Volk hier ausgerottet werden!”


Ein Mann in der Menge: „Das heißt, ganz wie ein Volksfeind reden! ” (Henrik Ibsen, Ein Volksfeind, Drama 1882 )


„Und du wirst damit zum Wohltäter der Menschheit”, sagte ich. Er zuckte die Achseln. „Nun ja, vielleicht ist´s schließlich doch ein klein wenig nützlich”, bemerkte er. „‚L´homme, ce n´est rien – l´oeuvre c´est tout’, wie Gustave Flaubert an George Sand schrieb.'” – (Sir Arthur Conan Doyle, Der Bund der Rothaarigen (The Red-Headed League) 1891)


Foto: Gary Scott, Ontario